Wenn es draußen dunkler wird – und drinnen manchmal auch

Vorab, das hier wird kein Wohlfühl-Blog! Es geht um ein Ernstes und für Viele ein Tabuthema. Es geht mir um ein Thema, welches mir sehr am Herzen liegt. Und für jede und jeden, die oder der sich hier angesprochen fühlt sei gesagt: “Du bist nicht alleine!”

Der Winter hat wieder angeklopft.

Er macht das nicht leise, er kommt mit kurzen Tagen, kalten Nächten und einem Tempo, das uns jedes Jahr überrascht. Plötzlich ist es um vier Uhr nachmittags dunkel. Die Luft riecht nach Adventszeit, aber nicht jeder fühlt sich danach.
Ich merke jedes Jahr aufs Neue: Die Welt draußen wird heller geschmückt, aber viele Menschen fühlen sich gleichzeitig dunkler. Da fehlt manchmal ein bisschen Licht, nicht im Fenster, sondern im Herzen.
Und vielleicht kennst du das auch? In dieser Zeit der Besinnlichkeit rückt man vielleicht ein bisschen näher zusammen. Vorfreude auf die Feiertage und erholsame Tage mit den Lieben. Aber auch die, die vielleicht alleine sind. Die traurig und schwermütig sind, oder die, die sich trotz, dass sie umgeben sind von lieben Menschen, einsam fühlen.

Das Statistische Bundesamt, kurz Destatis schreib hierzu in der Pressemitteilung Nr. 009 vom März 2025:

  • Depression häufigste Diagnose bei stationären Behandlungen wegen psychischer Erkrankungen
  • Behandlungsdauer bei Depression 5 Mal so lang wie bei stationären Behandlungen insgesamt
  • Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen häufigste Ursache für Krankenhausbehandlungen 

Mehr unter folgendem Link: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/03/PD25_N009_23.html

Warum der Winter nicht für alle gemütlich ist?

Im Sommer ist es leicht, stark zu sein. Die Sonne macht das meistens für uns. Aber im Winter, wenn wir weniger Licht bekommen, merkt man schnell, wie sehr das aufs Gemüt schlägt. Die Müdigkeit wird mehr. Die Motivation weniger. Manchmal wird das Leben einfach schwerer und man weiß gar nicht genau warum.

Viele von uns reden nicht darüber, weil sie denken, sie müssten „funktionieren“. Doch die Wahrheit ist: Kein Mensch funktioniert das ganze Jahr über perfekt. Und schon gar nicht im Dezember. Funktionieren, du bist doch keine Maschine. Psychische Erkrankungen kommen während dieser Zeit häufiger vor.

Wir alle tragen etwas mit uns herum, manche mehr, manche weniger.

Ich treffe im Alltag viele Menschen, auf der Arbeit, unterwegs, beim Einkaufen. Und oft sehe ich etwas in ihren Augen, dass man früher vielleicht „Winterblues“ genannt hat, das aber heute ernster ist: Erschöpfung, Einsamkeit, Stress, Sorgen, die man nicht so einfach wegdekoriern, nicht wegdenken oder schon gar nicht weg zaubern kann.
Manchmal reicht schon ein kurzer Blickkontakt oder ein ehrliches „Wie geht’s dir?“, und plötzlich öffnet sich ein kleines Fenster. Ein Mensch erzählt. Und man spürt: Dieser Winter ist für ihn schwerer als für andere.

Und weißt du was? Das darf sein.
Es ist keine Schwäche, wenn die dunkle Jahreszeit schwerfällt. Es heißt nicht, dass man „zu empfindlich“ oder „zu wenig positiv“ ist.
Es heißt nur: Du bist ein Mensch. Und Menschen fühlen.

Ein bisschen Wärme, die nichts kostet

In dieser Jahreszeit können wir viel füreinander tun und das ohne große Gesten:
Ein ehrliches Nachfragen.
Ein kleiner Besuch.
Eine Tasse Tee, die man gemeinsam trinkt.
Ein kurzes „Ich denke an dich.“
Oder einfach ein Lächeln, das man nicht eilig wegpackt.

Manchmal ist das Licht, das ein anderer gerade braucht, kein Scheinwerfer, sondern nur ein kleines warmes Leuchten.

Wenn du selbst kämpfst?

Falls du einer der Menschen bist, für die diese Zeit schwer ist? Bitte glaub mir, du musst das nicht allein tragen. Es gibt Hilfe. Es gibt Wege. Und es gibt Menschen, die zuhören wollen. Vor geraumer Zeit habe ich, in einem Video mit dem Namen “Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd” eine tolle Antwort gehört. “Was ist das Tapferste, was du jemals gesagt hast?” fragte der Junge das Pferd. Es antwortete: ” Hilfe! Wenn du um Hilfe bittest gibst du nicht auf. Du weigerst dich aufzugeben.”
Manchmal reicht schon der erste Schritt: Jemandem zu sagen, dass es gerade schwer ist. Mehr braucht es oft nicht. Weigere Dich aufzugeben und bitte um Hilfe.

Mein Wunsch für diesen Winter.

Ich wünsche uns allen eine Zeit, in der wir nicht nur die Fenster schmücken, sondern auch die Verbindungen zueinander. Ich wünsche mir ein wenig mehr Menschlichkeit. Eine Zeit, in der wir uns gegenseitig ein bisschen Wärme geben, ein wenig mehr Zeit zum Zuhören um auch mal das Unausgesprochene zu hören.

Wenn du Hilfe, jemanden zum Reden brauchst oder eine psychische Krise hast?

Ruf die kostenlose Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 an.

Plaudernetz (Malteser): 0800 330 1111

Silbernetz für Menschen ab 60. 0800 4 70 80 90

Für Kinder und Jugendliche

Nummer gegen Kummer: 116 111

Online : http://Kostenfreie Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche https://share.google/7yKSGlTmtCwW9t7YV

Bei akuten Krisen oder Notfällen

PsyNot-Krisenhotline: 0800 44 99 33

Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116117

Notruf: 112

Schöne Feiertage, ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest,

Dein Malermeister mit bock auf Blog.

me. Jens Steenweg

P. S. Lese gerne: Meine Erfahrungen mit dem Suizid eines Kollegen http://malermeister-steenweg.de/mein-beileid-fuer-die-hinterbliebenen/

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